Die Bengalkatze - wunderschöne und stolze Tiere, das ist unbestritten. Doch was bedeutet es eigentlich, einen Bengal zu halten?
Leider nimmt der Hype immer mehr zu, "dank" den sozialen Medien wie Snapchat, TikTok etc. denn dort werden unzählige Videos von Leuten aus Dubai etc. gezeigt, die Serval, Savannahs, Löwen, Tiger und was weiss ich für exotische Tiere halten, einfach nur als Statussymbol. Weil wir hier in der Schweiz zum guten Glück ein Halteverbot für die meisten dieser Tiere haben (Ausser der Savannah-cat) halten die Leute halt einfach Bengale, denn die sehen ja auch aus wie kleine Leoparden. Was es aber heisst, einen Bengalen zu halten, unterschätzen die meisten Leute. Sie sind sehr aktiv, hochintelligent, brauchen ausgesprochen viel Beschäftigung, nicht nur körperlich, sondern auch geistig, sind äusserst kommunikativ, sprich sie miauen sehr viel, zerstören gerne den Hausrat, wenn sie zu wenig ausgelastet werden, haben einen ausgesprochen hohen Freiheitsdrang, kommen sehr selten mit "normalen" Hauskatzen aus, das heisst sie streiten sich draussen häufig und verletzen oft auch andere Katzen. Ausserdem kommt es immer wieder vor, dass die Bengalen unsauber werden, wenn sie als Wohnungskatzen eingesperrt werden. Wir sprechen hier nur die Punkte an, die uns die Bengalhalter immer angeben, wenn sie die Tiere bei uns im Tierheim abgeben. Nun ist es so, dass wir immer wieder grosse Probleme haben, weil wir die Bengalen nicht in die Katzengruppen integrieren können, denn es artet immer im Streit aus, worunter dann natürlich alle Katzen leiden. Das geht den meisten Tierheimen so, da überall Platzmangel herrscht und wir darauf angewiesen sind, dass die Tiere in der Gruppe sozial verträglich untereinander sind, damit wir möglichst vielen Tieren helfen können und nicht ein ganzes Zimmer nur für eine Katze brauchen. Darum überlegt euch vorher gut: Werde ich einer Bengalkatze gerecht? Bin ich dazu bereit, die Katzen mindestens zu zweit zu halten, damit sie untereinander Sozialkontakt haben? Wohne ich in einer Gegend, in der es nicht viele Katzen in der unmittelbaren Umgebung hat? Habe ich genug Zeit für die Tiere und sind wir finanziell gut gestellt? Was mache ich mit den Tieren, wenn ich mal abwesend bin? Natürlich muss das bei JEDEM Tier gut überlegt sein, wir möchten euch einfach mal darauf aufmerksam machen, dass Bengale KEINE Anfängerkatzen sind und sie nicht nur aus optischen Gründen gehalten werden sollten! Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber Bengale sind und bleiben Bengale. Oben im Bild seht ihr unseren Spicy, hier erzählen wir euch gerne seine Geschichte: Spicy wurde anfangs 2025 bei uns im Tierheim abgegeben, weil er in der Wohnung urinierte. Grund: Die Nachbarn haben sich Katzen angeschafft und Spicy passte dies nicht. Ausserdem hatte er einen starken Drang, nach draussen zu gehen. Er miaute lautstark und pinkelte in der ganzen Wohnung herum. Nach diversen gesundheitlichen Abklärungen vom Tierarzt (keine Blasenprobleme oder Ähnliches) konnten die Besitzer nicht mehr und brachten Spicy ins Tierheim. Wir liessen ihn nochmals komplett durchchecken (machen wir bei jedem Tier, welches zu uns kommt) und als er den Gesundheitscheck durchhatte und er sich eingelebt hatte bei uns, schalteten wir ihn auf der der Homepage auf. Wie schon erwartet, meldeten sich unzählige Menschen, die den hübschen Spicy gerne adoptieren wollten. Wir liessen alle kommen, die die Anforderungen erfüllten und sich intensiv mit der Rasse den Bengalen auseinandersetzten. Es war geschafft, die perfekte Familie für Spicy war gefunden: Haus mit Garten, Menschen, die den ganzen Tag Zuhause waren, ein grosser Sohn, welcher mit Spicy diverse Kommandos übte wie Sitz, High five, Pfötchen geben etc. Das Glück war perfekt, die Familie war überglücklich und Spicy blühte auf und genoss seinen Freigang in vollen Zügen. Spicy kam die ersten 2 Monate super mit den wenigen Katzen aus, die in seiner Nähe lebten. Doch dann kehrte die Situation: Spicy wurde immer aggressiver, er begann Gefallen daran zu finden, die anderen Katzen zu jagen und zu "verdreschen". Er verletzte sie teilweise so schwer, dass diese in der Tierklinik behandelt werden mussten, weil sie von ihm gebissen wurden. Ihr könnt euch vorstellen, wie gross der Aufschrei in der Nachbarschaft war - verständlicherweise-. Die Leute getrauten sich nicht mehr, ihre Katzen nach draussen zu lassen und Spicy bekam Hausarrest. Doch nur schon den Anblick der anderen Katzen, die er durch die Scheibe sah, versetzte ihn in grossen Stress und die Situation wurde für Spicy sowie seine Familie immer schlimmer. Mit den Kids sowie "seinen Eltern" veränderte sich nichts, er war noch immer der grösste Schmuser und wollte immer bei seinen Menschen sein. Auf der anderen Seite waren da jedoch die anderen Katzen, die ihn dermassen stressten und Spicy immer mehr auf Highlevel war. Schweren Herzens trag die Familie die wohl schwierigste Entscheidung ihres Lebens: Sie mussten Spicy zu uns zurück ins Tierheim bringen. Spicy hat nun ein Einzelzimmer mit seinem ganz eigenen, geschützten Auslauf in den kleinen Garten. Obwohl wir am 11.07. Sommerferienbeginn haben und auf jeden einzelnen Platz angewiesen sind, machten wir es irgendwie möglich, damit es ihm möglichst gut geht bei uns. Spicy ist soweit zufrieden und geniesst es, draussen zu liegen. Sobald wir in sein Zimmer kommen, wird geschmust, gespielt und beschäftigt. Trotzdem ist das Tierheim keine Dauerlösung, denn auch wenn wir uns Mühe geben um so viel es geht bei ihm zu sein, ist es zu wenig. Spicy hat es verdient, endlich anzukommen und zu bleiben. Bei seinen Menschen mit Zeit und vor Allem: einem ausbruchsicheren Garten, damit er raus aber keine anderen Katzen verhauen kann. Da es sehr schwer wird, so ein Zuhause zu finden, würde er sich auch mit einer grossen, gesicherten Terrasse zufriedengeben, sie muss einfach spannend gestaltet sein und Abwechslung bieten. Wenn ihr euch angesprochen fühlt oder jemanden kennt, der genau den Platz bieten kann, den Spicy so dringend braucht, dann freuen wir uns sehr, euch kennen zu lernen:-) Nun die grosse Frage: Warum ging es zwei Monate lang gut draussen in den anderen Katzen und plötzlich nicht mehr? - Das ist typisch Bengal. Anfangs war Spicy unsicher, kannte seine Artgenossen nur vom Sehen her und wusste nicht recht, was er damit anfangen soll. Dazu kommt, dass Bengale viel wilder sind als unsere Hauskatzen und anders kommunizieren. So führte Eines zum anderen und er fand Gefallen daran, den anderen Katzen zu zeigen, dass er ihnen überlegen ist und ein Erfolgserlebnis am anderen hatte. Die Katzen wurden vertrieben, er hatte seine Ruhe. Nur dass dies den anderen Katzen zum Verhängnis wurde...... So ihr Lieben, nun könnt ihr hoffentlich verstehen, warum es im Tierheim praktisch unmöglich ist, Bengale aufzunehmen. Kommentare sind geschlossen.
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AutorenHier berichten wir über unseren Alltag im Tierheim, spezielle Tiere und ihre Geschichten. Archiv
Juli 2025
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